Fachtag Wut
Fachtag für Multiplikator*innen mit einem Vortrag von Ciani- Sophia Hoeder (Autorin von Wut und Böse).
Der Umgang mit Emotionen fordert in dieser Zeit von jungen Menschen immer mehr soziale Kompetenzen. Gleichzeitig lernen sie stetig weniger mit Emotionen umzugehen. Innerhalb dieses Fachtags für Multiplikator*innen beschäftigen wir uns mit Wut. Mit dem gesellschaftlichen Bild, mit den Anforderungen an Fachkräfte mit unserer eigenen Wut umzugehen sowie unsere Kids im Umgang mit dem Gefühl zu begleiten. Dabei behalten wir immer einen queer*-feministischen Blick auf die Auseinandersetzung.
Programm:
- 09:00 Uhr Ankommen
- Markt der Möglichkeiten u.a. mit Büchertisch der Brencher Buchhandlung
- 09:30 Uhr Begrüßung & inhaltliche Einführung
- 10:00 Uhr Vortrag „Wut & Böse“ – Ciani Sophia Hoeder
- 11:30 Uhr Workshopphase I
- 13:00 Uhr Mittagspause mit Essensangebot
- 14:00 Uhr Workshopphase II
- 15:30 Uhr gemeinsamer Abschluss mit Auftritt des Cantamus Kinderchor des Staatstheaters Kassel
- 16:00 Uhr Ende
1.
Gefühlte Grenzen: Wut, Gender und Selbstverletzung im pädagogischen Kontext
Wut ist eine starke, oft tabuisiert wahrgenommene Emotion – besonders im pädagogischen Kontext. Dieser Workshop richtet sich an Fachkräfte, die Jugendlichen mit herausforderndem Verhalten begegnen, insbesondere wenn Wut sich in selbstverletzendem Handeln ausdrückt. Gemeinsam werfen wir einen psychologischen Blick auf die Funktion von Wut und erarbeiten praktische Handlungsmöglichkeiten für den pädagogischen Alltag. Ein besonderer Fokus liegt auf dem gesellschaftlichen Umgang mit Wut: Welche Emotionen gelten bei „männlich“ oder „weiblich“ gelesenen Personen als akzeptabel? Und wie beeinflussen diese Normen unser pädagogisches Handeln?
Referent*in
Amelia Otmichi Tamayo, deutsch‐kubanische Psychologin mit einem Schwerpunkt auf rassismuskritischer und inklusiver Beratung. In ihrer Arbeit setzt sie sich aktiv mit den Auswirkungen rassistischer und kolonialer Strukturen auseinander und verfolgt einen intersektionalen Ansatz. Bei der Stiftung Wings of Hope organisiert sie u.a. Anti‐Rassismus‐Workshops und engagiert sich für die psychologische Unterstützung von Geflüchteten. Als Projektkoordinatorin des LaEuMiDi Netzwerks bringt sie Psycholog:innen aus Europa und Lateinamerika zusammen, um Erfahrungen in der Arbeit mit Migrant:innen und Geflüchteten zu teilen. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit den mentalen Gesundheitsbedürfnissen von Schwarzen Latina‐Wissenschaftlerinnen in den USA und beleuchtet die Bedeutung von Repräsentation und Sprachräumen in der Therapie. In ihrer Arbeit ist es ihr ein zentrales Anliegen, machtkritische, sprachsensible und kultursensitive Beratungsräume zu schaffen, in denen Emotionen – auch Wut – als wichtige Ressource gesehen werden
2.
Ungehalten?
theaterpäddagogische Arbeit
Arbeit zu Emotionen wie Wut, muss nicht notwendigerweise tief in die Gefühle eintauchen...
Durch theatrale Mittel und einer Mischung aus Stimmbildung und Coachingansätzen kommen wir ganz spielerisch zur Präsenz und Sprechen auf der Bühne und reflektieren dabei unsere Körpersprache, Haltung und das Senden von Inhalten.
Referent*in
Sabine Koller, Theaterpädagogin am Staatstheater Kassel
3.
Wut:
Reflexion und eigener Umgang
Der Workshop bietet Raum zur Auseinandersetzung mit der eigenen Wut. Durch Selbsterfahrung kommen wir in den Austausch über Wut auf persönlicher Ebene und im pädagogischen Kontext. Ziel ist es, Wut als Emotion im Alltag besser zu verstehen und Handlungsspielräume zu erweitern. Der Workshop ist selbsterfahrungsbasiert. Selbsterfahrung wird mit fachlichen Austausch und einen feministischen Blick auf das Thema verbundenen.
Referent*in
Sofia Wehrle, Psychologin
4.
Wut im politischen Kontext
Wut ist eine wichtige Emotion, die uns helfen kann unsere Grenzen zu erkennen und zu verteidigen. Im Workshop erkunden wir, wie wir Wut im eigenen Körper wahrnehmen können und was sie uns zeigen kann. Wir lernen Methoden, um konstruktiv mit Wut umzugehen, für uns selbst und um andere darin zu unterstützen. Ziel ist es, Wut als Kraft zu nutzen, um handlungsfähig zu werden und andere solidarisch bei ihrer Auseinandersetzung mit dieser wichtigen Emotion zu begleiten.
Referent*innen
Natalia & Djubiray, TRANSFORMAZINE Braunschweig
5.
„Gewaltig viel Angst“ – Wutkompetenz
Jungen* und männliche* Jugendliche angemessen begleiten
Hinter "männlichkeitstypischen" Aggressionen stecken oft Verunsicherungen, so dass sehr viele Jungen* ihre Gefühle verwechseln oder gar missverstehen: Jungen* spüren und zeigen ihre Aggressionen, aber nicht unbedingt die Kränkungen, die sie dahinter erfahren. Besonders im Umgang mit diskriminierenden Verhältnissen stellt die innere Wut einen Motor der Beteiligung und des Behauptens dar. In diesem Workshop wird erarbeitet, wie ein authentischer, selbstbezogener und grenzachtender Ausdruck von Jungen* und männlichen* Jugendlichen befördert werden kann. Dabei stellt sich nicht zuletzt die Frage, wie wir als Begleitende zu den Phänomenen (männlicher*) Wut emotional wie gedanklich stehen.
Referent*in
Dipl.Päd. Olaf Jantz, Personzentrierter Gesprächstherapeut (GwG) und Jungenbildungsreferent bei mannigfaltig e.V. – Verein für Jungen‐ und Männerarbeit Hannover; Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft Jungen*arbeit
6.
Unterwegs im Netz zwischen Feminist Rage und antifeministischem Backlash
Die Auseinandersetzung mit feminist rage – feministischer Wut – hilft, patriarchale Gewalt als strukturelles Problem statt individueller Angelegenheit zu verstehen. So hat sie historisch oft zu Kämpfen um materielle Verbesserungen geführt . Dass Wut eine mächtige Emotion ist, wissen aber auch die Algorithmen sozialer Plattformen, auf denen wir immer mehr Lebenszeit verbringen. Hier sind User*innen täglich mit Rage Bait oder menschenfeindlichem Content konfrontiert – ohne emanzipatorische Absicht, Liken & Teilen genügt. Was macht diese (neue?) Allgegenwart von Wut mit uns und unseren Teilnehmer*innen? Im Workshop werden wir gemeinsam ins Thema einsteigen, reflektieren und über Praxisbeispiele Impulse für unsere Arbeit setzen.
Referent*innen
Ann‐Kathrin Mogge, evangelische Akademie Hofgeismar. Projekt: „Alles Glaubenssache? Prävention und politische Bildung in einer Gesellschaft der Diversität“, Vanessa Lindner, Die Kopilot*innen e.V., Komma Medienprojekt